Lasst die Menschen Typen sein!

Vor kurzem war ich bei einem Mittelständler im Einsatz. Ein Sicherheitsdienstleister. Keine glatten Büroflure, keine polierten PowerPoint-Präsentationen. Stattdessen: Bratwurst und richtige Typen.

In Flugzeugen, Ladengeschäften und Konzernen trifft man oft auf einheitlich geschulte Teams: in Auftreten, Look und Sprache perfekt abgestimmt auf die Corporate Identity. Hier war das anders. Die Teams bestanden aus lauter Originalen. Harte Charakterköpfe. Jeder komplett anders. Gefühlt hatte jeder eine andere Sprache, ein anderes Alter, eine andere Körpergröße, einen anderen persönlichen Stil.

Nun: Es wäre vollkommen sinnlos, hier ein einheitliches Auftreten trainieren zu wollen. Charakterköpfe sind nicht optimierbar. Und das ist gut so.

Diese Typen wussten genau, was sie taten

Denn Professionalität bedeutet nicht, dass alle gleich agieren oder sich hinter einer genormten Fassade verstecken. Professionalität zeigt sich darin, dass jeder seine Rolle spielt – auf seine Weise. Authentisch, glaubwürdig, effektiv. Und diese Typen wussten genau, was sie taten. Sie kannten ihre Stärken, sie wussten um ihre Eigenheiten. Das machte sie so stark.

In einer Welt, in der oft nach Standardisierung und Optimierung gerufen wird, zeigt sich hier etwas, das wir oft vergessen: Teams funktionieren nicht, weil alle gleich sind. Sie funktionieren, weil professionelle Rollen individuelle Spielräume bieten, aber auch klare Regeln, die nicht verhandelbar sind. Wenn das von allen akzeptiert und gelebt wird, ist es gleichgültig, welches Tattoo der eine hat, welchen Lieblingsverein der andere, welche Religion der dritte.

Ich meine: Es sind genau diese Originale, diese einzigartigen, knorrigen und starken Typen, die Teams lebendig, flexibel und letztlich erfolgreich machen.

 

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