Workplace Resilience – DIE unternehmerische Aufgabe 2024

Haben Sie das schon erlebt? Sie sind Führungskraft und sehen, wie ursprünglich hoch motivierte und fröhliche Mitarbeitende oder KollegInnen tiefer und tiefer in Angstzuständen versinken und sich zunehmend zurückziehen… Was tun!? Hier eine erfrischende Perspektive auf ein Tabuthema, das 2024 dringend Klartext braucht.

Immer mehr (vor allem auch junge!) Menschen in Unternehmen sind von Depressionen, Burnout, Ess- oder Zwangsstörungen oder anderen psychischen Problemen und Erkrankungen betroffen. Das Leid vieler Betroffener ist kaum in Worte zu fassen – und weil es angesichts dieser menschlichen Tragödien so profan erscheint, ist es umso schwieriger, über die daraus resultierenden Auswirkungen für die Customer Experience und damit die Unternehmen zu sprechen. Die erste Reaktion vieler, vielleicht der allermeisten Führungskräfte:

Ratlosigkeit. Schweigen. Rückzug… Alles keine gute Idee.

Wie geht das besser? Darüber denke ich oft nach – deshalb hat mich das Manager Magazin- Interview mit Hannes Zacher, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Leipzig, sehr bewegt. Weil seine Worte so eindrücklich sind, zitiere ich sie ausführlich:

Die ganze New-Work-Entwicklung geht einher mit zunehmenden psychischen Erkrankungen. Da gibt es einen Zusammenhang, denn Hierarchien haben eine wichtige Funktion: Sie sorgen für Verantwortungsstrukturen.

Ohne klare Zuständigkeiten, ohne klare Aufgaben, ohne klare Grenzen zwischen Orten und Zeiten kennen sich die Menschen nicht mehr aus. Menschen suchen nach Orientierung, sowohl nach rechts und links (Prozesse, Arbeitsstrukturen, Workflows, Verantwortlichkeiten) als auch nach oben (Selbstwirksamkeit und Sinn!).

Das Bedürfnis nach Kontrolle ist eines der wichtigsten Motive, was wir Menschen haben. Deswegen sind Hierarchien, Routinen und Grenzen wichtig.

Professor Zacher bringt mich sehr zum Nachdenken. Und er sagt noch etwas, das mich aufhören lässt:

Leider traut sich niemand, das zu sagen, weil es einfach nicht modern klingt. New Work geht aus meiner Sicht in eine völlig falsche Richtung. Sie ist weder effizient noch psychologisch sinnvoll.

New Work zwischen Hype und Realität: Lasst uns endlich ehrlich reden

Ich fasse die beiden für mich wichtigsten Punkte noch einmal zusammen – vielleicht fühlen Sie sich genauso inspiriert und ermutigt wie ich:

1. Führungskräfte sind NICHT die Therapeuten ihrer Mitarbeitenden:

Psychologische Kompetenz ist für eine effektive Führung unerlässlich. Dazu gehört das Setzen und Einhalten klarer Rahmenbedingungen, insbesondere für Mitarbeitende mit psychischen Problemen.

Aber: Wichtig ist die Balance zwischen Einfühlungsvermögen und fachlicher Klarheit. Führungskräfte sollten aktiv zuhören, beobachten und kommunizieren, ohne dabei die Strukturen zu vernachlässigen – die es auch unter den Bedingungen von „New Work“ immer geben muss. Besser ist es, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an professionelle Beratung zu verweisen, als die eigene Führungsrolle zu verwässern. Denn: Auch in einer „New Work“-Kultur bleibt Arbeit Arbeit.

2. Leadership heißt NICHT, den Mitarbeitenden „die Hand zu halten“.

Ihre Aufgabe als Führungskraft ist es, optimale Arbeitsbedingungen zu schaffen. Dazu gehört der Abbau von Stressfaktoren durch effiziente Prozesse, klare Strukturen, realistische Aufgaben und eindeutige Verantwortlichkeiten – gerade unter den Bedingungen von „New Work“, wo sich Strukturen gerne auflösen. Achten Sie auf die Bedürfnisse Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Aber: Bewahren Sie sich Ihre eigene Stabilität, Leidenschaft und Dynamik! Denn: Ihre KundInnen spüren bei jeder Begegnung, wie wach und frisch Ihr Unternehmen ist. Und Ihr USP ist am Ende nicht „New Work Inside“, sondern:

Die Dynamik, die Ihre Kunden fühlen.

Wie sehen Sie das?

Ich freue mich auf Ihre Perspektiven!

Ihre Sabine Hübner

Bild: Arnd_Drifte / photocase.de