Meine Tante Emma heißt Herr Müller
Der Einzelhandel zaubert Menschmomente. Gerade jetzt zeigt sich seine lange verborgene Servicehaltung. Ich liebe es!
Ich liebe die schönen Dinge des Lebens. Ein gedeckter Tisch ist für mich erst mit echten Kerzen schön, ein frisch gebrühter Kaffee ist erst mit Milchschaum perfekt, und unser Schaufenster schaut erst mit großen Seidenblumen nach Frühling aus. Je weniger ich reisen konnte, desto wichtiger wurden mir diese kleinen Aufmunterer des Alltags. Und je wichtiger mir diese Dinge wurden, desto wichtiger wurde Herr Müller.
Herr Müller ist der Inhaber eines meiner Lieblingsgeschäfte in Düsseldorf: Goldfels Home & Garden im Zooviertel. Hier gibt es alles, was ein Büro, eine Wohnung und einen Garten aufhübscht: Lampen, Gläser, Kerzen – einfach alles. Und alles ohne Schnickschnack, exakt so wie ich es mag.
Comeback der Menschmomente
Was ich an Goldfels am meisten mag, ist aber Herr Müller mit seiner großen Theke, die er vor der Ladentüre aufbaut, wenn mal wieder Lockdown ist. Ich rufe ihn während der Woche an und frage, ob er mir Blumen oder Kerzen richten kann. Am Samstagvormittag fahre ich hin, bekomme meine sehr schön verpackte Bestellung und halte einen Plausch. Ganz ehrlich: In den dunklen Wintermonaten zählten diese kleinen Begegnungen mit Herrn Müller zu meinen Highlights der Woche. Er freute sich, dass er mit seiner Auswahl immer meinen Geschmack getroffen hatte. Ich freute mich, dass ich einem kleinen Unternehmen über eine schwierige Zeit ein bisschen helfen konnte. Wunderbare Menschmomente! Und gemeinsam motivierten wir uns mit Tipps und guten Gesprächen durch unternehmerische Stimmungshänger.
Und es gibt viele Herr Müllers in Düsseldorf. Kürzlich brauchte ich einen neuen Toaster und bekam prompt einen Übergabetermin in einem kleinen Haushaltswarengeschäft. Als ich ihn abholte, fühlte ich mich, als hätte ich einen Preis gewonnen. Es war ein Tisch aufgebaut mit vielen Paketen, auf jedem Paket klebte ein Name. Und für mich war eben der Toaster. Ich war den ganzen Tag gut gelaunt und freue mich immer noch jedes Mal, wenn ich toaste – dabei mag ich Toast eigentlich nur so mittel. Erleben Sie so etwas auch?
Ich stelle mir vor, dass der Einkauf bei Tante Emma in früheren Zeiten auch so war. Ein bisschen Handel und ganz viel Begegnung. Zeitökonomisch ineffizient – und unbezahlbar wertvoll. Manchmal denke ich, dass wir schöne Tante-Emma-Momente gerade die Einschränkungen wieder neu erleben. Wer ist Ihre Tante Emma? Ich sage jedenfalls:
Danke, Herr Müller! Sie machen das großartig.