An Peinlichkeit nicht zu übertreffen

Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren lud mich eine sehr sympathische Kundin an einem Samstagabend in Düsseldorf zu sich nach Hause zum Abendessen ein. Das kommt sehr selten vor und ist alleine deshalb schon merkenswert. Und ich weiß nicht, wie es passierte. Ich kam am späten Nachmittag von einer Geschäftsreise nach Hause, hatte Hunger, kochte mir Spaghetti, verabredete mich mit einem Freund zum Ausgehen und ging unter die Dusche. Als ich wieder aus dem Bad kam, war es 20.30 Uhr, und ein Termin leuchtete seit über einer Stunde auf meinem Handy. Oh nein, ich hatte die Einladung vergessen!!! Also griff ich zum Telefon, klingelte bei meiner Kundin durch und entschuldigte mich betroffen und fast sprachlos für mein unfassbares Missgeschick. Sie sagte: „Kommen Sie doch trotzdem noch auf ein Glas Wein vorbei.“ Das machte ich gerne. Meine Kundin und ihr Mann empfingen mich sehr herzlich und nahmen mir die Peinlichkeit direkt, indem wir gleich vom Sie auf das Du wechselten.

So verbrachten wir noch ein nettes Stündchen bei einem Glas Wein zusammen – essen konnte ich ja nichts mehr, weil ich von den Spaghetti pappsatt war. Um mein Missgeschick wieder gut zu machen, revanchierte ich mich mit einer Einladung in ein Restaurant einige Wochen später. Ich suchte ein schickes, gehobeneres italienisches Restaurant aus, und freute mich so richtig, dass ich die beiden schön einladen konnte, wenn sie schon vollkommen umsonst für mich gekocht hatten. Und dann kam es. Kaum saßen wir, sagte Christine: „Mir ist eingefallen, Du darfst uns ja gar nicht einladen. Das ist gegen die Compliance Richtlinien. Wir freuen uns über den Abend mit Dir hier, aber wir müssen selber zahlen.“ NEIN!!! Auch das noch. Wir verbrachten einen grandios lustigen Abend. Als wir zu späterer Stunde wieder in die richtige kalte, leicht verschneite Winternacht rausgingen, sagte ich zu Christine „Du hast ja süße Puschel-Handschuhe“ Da zieht sie ihre Handschuhe aus und sagt: „Schenke ich Dir, zu mir passen die eh nicht so richtig.  Bei Dir sehen die toll aus.“  Jedes Mal, wenn ich die Handschuhe anziehe, denke ich an Christine und unsere Geschichte.

Liebe Grüße. Und bis bald – hoffentlich.