Zu viel Krise? Zurück zum Trotzdem-Optimismus

In einer Welt voller Kriege und Krisen kann es schwierig sein, Mitgefühl zu bewahren. Die Bilder und Geschichten sind überwältigend, oft „zu viel“. Ist Empathie dennoch Pflicht? Drei Gedanken zu den Grenzen des Mitgefühls…

Sollten wir uns das Recht herausnehmen, Empathie zu blockieren, um uns nicht selbst zu verlieren? Diese Frage beschäftigt mich, seit ich in der SZ ein Interview mit dem Kognitionswissenschaftler Fritz Breithaupt gelesen habe. Es hat mich inspiriert, über Empathie und ihren Stellenwert in unserer heutigen Welt einmal mehr nachzudenken. Die für mich wichtigsten Punkte möchte ich mit Ihnen teilen.

Jede Krise braucht ein Ende.

Ein Ereignis mit einem klaren Ende, wie das Höhlenunglück in Thailand 2018, ermöglicht es uns, mitzufühlen und dann loszulassen. Solche Momente sind wichtig, um einen „Empathie-Burnout“ zu vermeiden. Was aber, wenn es kaum Hoffnung auf ein Happy End gibt?

Empathie kann wie ein Muskel trainiert werden.

Auch wenn kein Happy End in Sicht ist, sollten wir nicht aufhören, uns für die Welt um uns herum in einer gesunden Dosis zu interessieren: „Wer sich auf das Weltgeschehen einlässt, der lässt sich auch besser auf seine Mitmenschen ein“, sagt Breithaupt. Doch wir müssen lernen, mit unserer Empathie umzugehen und bewusst zu entscheiden, wie viel wir uns zumuten. Empathie in Krisenzeiten bedeutet, eine gesunde Balance zwischen Mitgefühl und Selbstfürsorge zu finden. Manchmal müssen wir uns selbst sagen: „Jetzt ist für mich Pause. Jetzt mache ich was anderes.“ oder „Dieses Thema lasse ich an mir vorbeiziehen.“

Empathie lässt uns wachsen

Empathie ist eine wichtige, vielleicht die wichtigste menschliche Eigenschaft. Sie ermöglicht es uns, Kontext zu schaffen, über unsere eigenen engen Grenzen hinauszuwachsen, zu lernen, zu lachen, uns als Teil eines größeren „Miteinander“ zu fühlen und gemeinsam kleine und große Krisen zu meistern – indem wir uns gegenseitig immer wieder zu Hoffnung, Zuversicht und Optimismus inspirieren. Also:

Lasst uns Empathie leben und lernen, so gesund damit umzugehen, dass wir selbst bei Kräften bleiben. Denn Kraft brauchen wir in dieser Zeit.

Wie sehen Sie das?

Mit empathischen Grüßen.

Ihre Sabine Hübner

 

Bildquelle: Stoyan / photocase.de