Eine Analogie zwischen Kirche, Bibel und Service

Am Freitag war ich zur Firmung meines Neffen Maximilian eingeladen. Ganz offen gesagt war ich schon länger nicht mehr bei einem Gottesdienst. Die Kirche war rammelvoll – schließlich wurden 70 junge Menschen gefirmt, und Familie und Freunde wollten natürlich mit dabei sein. Kurz vor dem Gottesdienst übernahm eine fröhliche, jüngere Frau das Wort und hielt eine sympathische Einleitung, inklusive Knigge-Elemente: „Herzlich Willkommen… Bevor wir gleich mit der Firmung starten, hören Sie von mir noch ein paar organisatorische Details. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um das Handy auf lautlos zu stellen. Und sollte einer der Firmlinge noch einen aktiven Kaugummi im Mund haben, bitte jetzt entfernen. Für diejenigen unter Ihnen allen, die vielleicht länger nicht mehr in einem Gottesdienst waren, erkläre ich kurz, wie die Kommunion funktioniert. Sie alle sind dazu herzlich eingeladen. Wenn Sie das nicht möchten, ist das auch vollkommen in Ordnung. Außerdem freuen wir uns, wenn Sie mitsingen – auch, wenn Sie falsch singen…“

Weihbischof Bernhard Haßlberger hielt den Gottesdienst. Seine Predigt begann er mit einem iPad in der Hand und stellte eine beeindruckende Analogie zwischen einem iPad, den elektromagnetischen Wellen, seinen Funktionen und dem Heiligen Geist her, um den es bei einer Firmung ja geht. Er hielt für die jungen Menschen eine herzliche und flammende Rede, die mich nicht einen Moment gedanklich abschweifen ließ. Und er zitierte eine meiner Lieblingsstellen in der Bibel. Meine Freunde werden an dieser Stelle etwas schmunzeln: Ja, ich kenne zugegebenermaßen nicht sehr viele Stellen. Aber genau diese Stelle hat eine Menge mit dem Thema Service zu tun. Der blinde Bartholomäus kämpft sich lautstark zu Jesus vor und bittet um Erbarmen und Hilfe. Alle Menschen rundherum behandeln den blinden Bettler schlecht und wollen ihn zurückhalten. Jesus aber lässt ihn holen und fragt ihn: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“  Er begegnet ihm mit dieser Frage auf Augenhöhe. Er stellt sich nicht über ihn nach dem Motto „Ich weiß, was Du willst“ , sondern lässt dem Blinden seine Mündigkeit – die Wahl, seinen Wunsch zu äußern. Und er erfüllte ihm dann seinen Wunsch.

Nein, das ist nicht weit weg von Service. Das ist näher dran als es auf den ersten Blick aussieht. Am Nachmittag nach der Firmung  hinterließ mir ein Mitarbeiter meines Telekommunikationsanbieters folgende Nachricht auf der Mailbox: „Wir haben ja den Termin bei Ihnen vor Ort für den 30.04. zur Freischaltung vereinbart. Ich habe den Termin jetzt auf den 28.04. vorverlegt. Dann haben Sie den Anschluss schneller.“  Hallo? Wir haben Wochen gebraucht, um einen passenden Termin vor Ort zu finden. Am 28.04. bin ich nicht zu Hause!

„Was willst Du, dass ich dir tun soll?“: Dich an unsere Vereinbarungen halten und mir das Leben einfach machen. Diese Entscheidung kostete mich drei weitere Anrufe, und am Ende dauert jetzt alles noch länger. Danke.

Service und die Bibel liegen also recht nah beieinander!