Digitaler Service? Senioren lieben ihn!

Jedes zweite Mädchen und viele Jungs, die heute zur Welt kommen, werden 100 Jahre alt. Schon jetzt wird Deutschland immer älter – doch die „Alten“ von heute sind anders als die Generationen vor ihnen. Sie sind gesünder, körperlich aktiver und sie lieben ihre Freiheit. Wussten Sie, dass 85 Prozent der Menschen ab 85 Jahren noch im eigenen Haushalt leben?

Spannend: Während sich jüngere User durch Big Data in ihrer Freiheit eingeschränkt sehen (durchaus berechtigt!), dreht sich die Sache bei Senioren um: Mit Smart Services können sie

  • ihre Gesundheit und
  • ihre Mobilität,
  • ihre sozialen Verbindungen

und damit ihre Freiheit deutlich länger bewahren. Und nichts wollen sie lieber als das.

Digitaler Service hält gesund

Machen wir uns trotzdem nichts vor. Zwar sind Senioren bis zum 70. Lebensjahr erstaunlich fit, ab etwa 75 Jahren geht es bei vielen aber los mit den kleineren und größeren Maläsen: man ist nicht mehr so beweglich, sieht und hört nicht mehr so gut, lernt nicht mehr so schnell, wird ein bisschen vergesslich und das Herz will vielleicht auch nicht mehr so, wie es mal konnte. Früheren Generationen blieb in dieser Situation kaum mehr übrig als der Rückzug aufs „Altenteil“. Heute ist das anders – dank einer Fülle von Servicetrends der Zukunft, extra für Senioren.

Intelligente Becher erinnern daran, das Trinken nicht zu vergessen. Smarte Pillendosen ermahnen zur pünktlichem Einnahme von Medikamenten. Dabei gibt die smarte Dose jeweils nur die programmierte Dosis aus und nimmt sogar Kontakt zu Betreuern oder Angehörigen auf, wenn eine Pille vergessen wurde. Etwas einfacher funktioniert ein smartes Armband, das per Icon an Medikamente erinnert, außerdem ans Essen, an die To-Do‘s des Tages und nebenher misst es noch den Blutdruck. Das Armband bemerkt sogar, wenn sein Träger hinfällt – und sofort wird Hilfe geholt. Auch intelligente Fußböden und smarte Schuhe setzen automatisch einen Notruf ab, sobald sie einen Sturz messen.

Digitaler Service macht mobil

Körperlich fitte Senioren, denen die Orientierung mitunter schwerfällt, können sich ebenfalls mit smarten Armbändern helfen. Die GPS-fähigen Geräte melden, wo sich der Träger befindet, in welche Richtung er geht und ob er einen vorher definierten Bereich verlassen hat.

Digitaler Service verbindet

Über 80 Prozent der Senioren verzichten auf ein Hörgerät, selbst, wenn sie nicht mehr gut hören. Im Schnitt konsultieren wir den Akustiker sieben Jahre zu spät. Je nach Höreinschränkung heißt das unweigerlich: soziale Isolation. Dabei ist die Zeit der hässlichen Hinter-dem-Ohr-Bananen längst vorüber, und intelligente Hörhilfen können heute sehr viel mehr als nur hören. In Verbindung mit einem Smartphone lassen sie sich als Headset zum Telefonieren nutzen, sie spielen Musik ab und navigieren ihren Träger per Sprachsteuerung durch die Stadt.

Weitere Smart Services zielen direkt auf die Telefon- oder Video-Kommunikation mit Freunden, Betreuern oder mit Smart Home-Technik: hier kommen zum Beispiel Tablets zum Einsatz, die sich ganz leicht bedienen lassen. Nicht zu unterschätzen und natürlich nicht nur für Senioren: smarte Nachbarschaftsnetzwerke wie „nebenan.de“ oder das gerade in Familien weit verbreitete „WhatsApp“.

Digital oder persönlich? Warum Oder?

Klar: Für WhatsApp und Co. braucht man keine Spezialtechnik. Da tun es ganz normale Smartphones, die längst mit großen Tasten und seniorengerechter Schriftgröße auf dem Markt sind. Auch Erinnerungen an Medikamente lassen sich in ein Smartphone einprogrammieren, Notrufnummern lassen sich speichern, und wenn sich die liebe Oma im Park verlaufen hat, findet man sie über Smartphone-Ortung. Aber… wenn Oma wirklich mal 100 ist? Oder SIE? Dann ist man vielleicht doch ganz froh über smarte Armbänder und Schuhsohlen.

Ob Smart Services für Senioren wirklich taugen, zeigt sich allerdings erst an der entscheidenden Schnittstelle: Wenn der „echte“ Serviceheld mit dem Notrufknopf geholt wird und Oma im Park auch wirklich findet. Oder wenn die Pflegekraft die digitale Pillendose mit dem Herzmittel auffüllt und ihre Funktion tatsächlich so erklärt, dass der Senior von diesem Produkt genauso begeistert ist wie seine Angehörigen. Richtig gut wird Service im digitalen Zeitalter genau dann, wenn intelligente und relevante Systeme Hand in Hand mit empathischen Servicehelden gehen.

Auch bei Smart Services für Senioren gilt also das, was für die Servicekultur im digitalen Zeitalter immer gilt:

Digital oder persönlich? Warum Oder?!

Und vielleicht muss man auch gar nicht 100 Jahre alt sein, um diese Services lieben zu lernen. Ich erinnere mich gut daran, dass ich einmal nach einer fordernden Woche meinen Autoschlüssel zielsicher im Kühlschrank verstaute und einfach nicht mehr wieder fand. Damals wäre ich heilfroh gewesen, wenn der Schlüssel sich kurz bei mir gemeldet hätte.

„Senioren“-Technik ist also nicht nur für Senioren nützlich – ein bisschen neben der Spur sind wir ja alle mal…

Herzliche Grüße

Ihre

Sabine Hübner

PS: In diesem Moment bimmelt bei mir eine WhatsApp meiner 72-jährigen Mama, die megastolz darauf ist, dass sie mir mit ihrem ersten Senioren-Smartphone jetzt Bilder von ihrem tief verschneiten Garten schicken kann.

 

Quellen:

Bild: © olly – stock.adobe.com

http://www.tagesspiegel.de/wissen/immer-mehr-langlebige-generation-100-plus/19999224.html

https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/Projekte/Smart_Country/DigitaleTeilhabe_2017_final.pdf

https://www.bmfsfj.de/blob/93214/95d5fc19e3791f90f8d582d61b13a95e/aeltere-menschen-deutschland-eu-data.pdf

http://www.absatzwirtschaft.de/warum-innovative-startup-ideen-und-gadgets-vor-allem-fuer-aeltere-menschen-lebensnotwendig-sind-122772/

http://www.zeit.de/zeit-magazin/2018/05/nachbarschaft-deutschland-plattform-start-up