Servicehelden: Seid gut zu Euch, wir brauchen Euch!

Warum Sie Ihre besten Servicehelden daran erinnern sollten, nicht pausenlos nur Kunden zu begeistern – sondern auch sich selbst.

Dauerkrisenstimmung im Call-Center, Superstress an der Systemgastro-Kasse, Alarmstufe Rot in der Notaufnahme: Viele Servicehelden leisten Jobs, die wir selbst – Hand aufs Herz – kaum eine Stunde lang durchhalten würden. Worüber wir vielfach zu wenig nachdenken: Auch viele unserer Servicehelden stoßen oft an ihre Grenzen.

Nicht selten treffen viele schwierige Emotionen, besonders komplexe Beziehungen und massiver Kundenzorn auch noch auf die Tendenz von Servicehelden, sich bei Stress zu wenig um sich selbst zu kümmern. Wir kennen die Folgen: Übergewicht, Abhängigkeit, Empathiemüdigkeit bis hin zu Burnout, viele Krankentage, hohe Fluktuation.

Dass es überhaupt so weit kommt, liegt nicht zuletzt an unserem „Steinzeithirn“, das auf diese simplen Ziele fokussiert:

  1. Ressourcen suchen.
    Gefunden? Schon wird Dopamin ausgeschüttet – das Hurra-Hormon.
  2. Verbindung suchen.
    Gefunden? Schon wird Oxytocin ausgeschüttet – das Kuschel-Hormon.
  3. Schutz suchen.
    Nicht gefunden? Schon werden Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet – Hilfe, Stress!

Unter Dauerstress schießt sich unser limbisches System auf den dritten Punkt ein. Wir spüren kaum mehr etwas anderes als negative Emotionen, fühlen uns unter Druck, sprechen sensibel an auf Kritik – das wiederum befeuert das limbische System. Dass diese Abwärtsspirale zu keinem guten Ende führt, das ist die schlechte Nachricht.

Sich selbst ein bester Freund sein

Und hier die gute Nachricht: Es gibt einen Ausweg, und der hießt „Mindful Self-Compassion“, kurz MSC. Gemeint ist eine neue bewusste Haltung: Wenn es stressig wird, sich selbst ein bester Freund sein. Freundlich, aufmunternd, ermutigend, begeisternd. Wenn möglich, sich selbst einen frischen Kaffee bringen, lachen, durchatmen. Also Schluss mit Selbstkritik und Selbstabwertung – stattdessen Selbstfreundlichkeit. Schluss mit der Überidentifikation mit dem eigenen Leiden – stattdessen Achtsamkeit. Schluss mit dem Rückzug in die Isolation – stattdessen Hilfe holen.

Studien zeigen, dass sich Menschen mit mehr Selbstmitgefühl insgesamt wohler fühlen, weniger Angst haben, weniger depressiv sind und weniger gestresst. Dass sie bessere Beziehungen führen und gesünder leben. Längst gibt es MSC-Trainingskurse, das ist ein Anfang. Leider spielt Selbstfreundlichkeit in unseren Schulen und Ausbildungen, in Seminaren und Fortbildungen nach wie vor kaum eine Rolle.

Doch das können wir ändern. Gönnen wir unseren Servicehelden einen kleinen Reminder. Ein Post-it, eine Karte, ein Pop-up – was auch immer:

Sei gut zu Dir.
Wir brauchen Dich.

Oder noch mehr: Wann haben Sie Ihren Mitarbeitern oder Kollegen von Herzen etwas Freundliches, richtig Gutes getan?

Und Sie selbst? Neigen auch Sie dazu, sich selbst immer mehr Druck zu machen, sich immer mehr Disziplin abzufordern und zu Selbstbeschimpfungen, wenn etwas nicht gelungen ist? Dann stecken Sie sich doch einen Satz an Sie selbst ins Portemonnaie: „Möge ich freundlich zu mir sein“. Sie wissen ja: Freundlichkeit steckt an, gute Laune macht Serviceglück. Und dann haben wir das, was wir wollen:

Glückliche Mitarbeiter – begeisterte Kunden.

Gutes Gelingen wünscht
Ihre Sabine Hübner

(Bild: knallgrün / photocase.de)